Manche Ereignisse und Dinge vergisst man einfach nie, vor allem wenn man mit ihnen aufgewachsen ist. Für jedes Töfflimeitli und jeden Töfflibuebe, das bzw. der in den 1970ern oder in den 1980ern jung war, ist das Zündapp Belmondo Mofa schon aus diesem Grund unvergessen. Doch das Kult-Mofa verdankt seinen Legendenstatus längst nicht nur der nostalgischen Erinnerung an unbeschwerte Jugendtage. Markante Optik, einfache, ehrliche Technik und seine robuste Konstitution sorgen dafür, dass der Hobel auch die Herzen der jüngeren Töfflimeitli und Töfflibuebe höherschlagen lässt. Was die Zündapp-Perle so besonders macht und wie sich der Hobel über die Jahre verändert hat, stellen wir dir in unserem Artikel vor.
Geburtsstunde in den goldenen Töffli-Jahrzehnten
In den 70er- und 80er-Jahren erlebte die Schweiz – wie viele andere Länder Europas – einen regelrechten Töffli-Boom. Mofas waren mehr als nur ein günstiges Fortbewegungsmittel: Sie bedeuteten für die junge Generation Freiheit, Unabhängigkeit und auch ein bisschen Rebellion. In dieser Zeit – genauer im Jahr 1971 – beginnt auch die Geschichte des Zündapp Belmondo Töfflis. Denn in diesem Jahr wurden die ersten Exemplare durch die Zürcher Firma MOHAG in die Schweiz importiert. Der Rahmen stammte aus Verona, gefertigt von Intramotor Gloria, während der Motor von Zündapp kam. Die Endmontage erfolgte im Münchner Zündapp-Werk. Die erste Serie, oft als „Ur-Belmondo“ bezeichnet, wurde noch nicht unter dem Modellnamen verkauft. Auf dem Tank stand schlicht das goldene Zündapp-Logo, der Modellname Belmondo war zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Gebrauch.
Erst ab 1974 setzte sich der Name Belmondo langsam durch – zunächst ergänzend zum Herstellerlogo auf dem Tank, später als alleiniger Namensschriftzug. Mit der zweiten Modellgeneration ab 1975 folgte das Serienmodell, das heute die meisten Töfflimeitli und Töfflibuebe mit dem Belmondo verbinden: mit schlankeren Schutzblechen, modernisierter Gabel und klar abgesetzten Farben. Technisch blieb vieles beim Bewährten – ein Erfolgsrezept, das aufging. Die zweite Serie war mit rund 20 000 verkauften Exemplaren die erfolgreichste, insgesamt fanden etwa 23 000 Modelle einen Käufer. Da wir gerade beim Stichwort Technik gelandet sind, schauen wir uns doch mal die technischen Daten des Kult-Mofas im folgenden Absatz genauer an.

„Zündapp zuverlässig“: die wichtigsten technischen Daten des Kult-Töfflis
Mit der zweiten Generation des Belmondo Töfflis brachte Zündapp ab 1975 die wohl bekannteste und erfolgreichste Variante des Kult-Mofas auf den Markt. Der luftgekühlte 49,9-ccm-Zweitaktmotor (Typ 247) mit Gemischschmierung (1:50) leistete rund 1 kW (1,36 PS) und wurde über eine 2-Gang-Handschaltung mit Drehgriff am Mofa-Lenker und praktischem Sichtfenster geschaltet. Für die Verzögerung sorgten Trommelbremsen an Vorder- und Hinterrad. Die Zündung erfolgte per Magnetzündung mit 6-Volt-Bordnetz. Zum Einsatz kam serienmässig ein Bing-Vergaser, das Verdichtungsverhältnis lag bei 8,1:1. Die werksseitige Höchstgeschwindigkeit betrug – je nach Ausführung – zwischen 25 und 29 km/h. Am Hang konnte der Hobel auch richtig gut klettern, denn zumindest laut Herstellerangaben war das Töffli mit einer Bergsteigfähigkeit von 25 % eine echte Bergziege. Tatsächlich wurde der Wert allerdings unter realen Bedingungen (bspw. wegen Zuladung oder aufgrund des Fahrergewichts) selten erreicht.
Kompakte Modell-Geschichte: die wichtigsten Varianten im Überblick
Technisch blieb das Zündapp Belmondo Mofa über die Jahre weitgehend konstant, doch optisch und im Detail wurde es mehrfach überarbeitet. Zwischen 1971 und 1977 entstanden so mehrere Baureihen bzw. Modellvarianten, die sich anhand einiger optischer Details leicht unterscheiden lassen. Die ab 1971 importierten Modelle – heute oft als Ur-Belmondo bezeichnet – fielen durch ihre klaren Linien, den klassischen Chromstahltank mit Bajonettverschluss und einfarbig lackierte Rahmenteile auf. Der Schriftzug auf dem Tank beschränkte sich zunächst auf den Markennamen Zündapp in goldener Schrift. Ein eigener Modellname war noch nicht vorgesehen.

Ab etwa 1972 änderte sich das Erscheinungsbild deutlich: Der Tank erhielt seine später typische, weichere Form und eine neue Farbaufteilung. Statt durchgängig einfarbig wurden Tank und Anbauteile nun farblich kontrastierend gestaltet. Auch auffälligere Lackierungen wie Orange, Silber-Schwarz oder das beliebte Coca-Cola-Gelb kamen ins Sortiment. Die Modellbezeichnung Belmondo hielt Einzug, zunächst als Ergänzung zum Zündapp Markenlogo.

Ein grosser Schritt folgte 1975 mit der 2. Serie. Die Modelle der Serie waren als eigenständige Baureihe positioniert. Am Tank prangte nun der Name Belmondo allein – der Zündapp-Schriftzug verschwand. Die Schutzbleche wurden schmaler, die Gabel überarbeitet, das Design wirkte insgesamt moderner und zugleich eigenständig. Neu war auch die klare Trennung zwischen zwei Varianten: einer komfortorientierten Ausführung mit eckigem Frontscheinwerfer und integriertem VDO-Tacho sowie einer sportlichen Version mit rundem CEV-Scheinwerfer und separatem Huret-Tacho.

Belmondo fahren: Spass geniessen und Geschichte bewahren
Wer heute auf einem Belmondo Töffli unterwegs ist, der will nicht nur von A nach B kommen. Und ja, natürlich gibt es deutlich komfortablere und modernere 2-Takter, bei denen die Ersatzteilversorgung deutlich unkomplizierter ist. Aber wer auf einem dieser Töfflis unterwegs ist, dem geht es nicht um Komfort. Belmondo zu fahren, das ist für die einen Nostalgie, andere verbinden damit die Faszination, mit der die einfache, ehrliche 2-Takt-Technik uns alle in ihren Bann zieht, und wieder andere sind einfach in die charmante Optik des Hödis verliebt. Wir möchten allen Töfflimeitli und Töfflibuebe, die eines dieser Mofas besitzen und mit viel Leidenschaft und Herzblut in fahrbereitem Zustand erhalten, danken. Denn ihr sorgt dafür, dass ein rollendes Stück Erinnerung an die goldene Zeit der Töfflis erhalten bleibt. Macht bitte weiter und haltet diese wunderschöne Perle fahrbereit.
Bildquelle Zündapp Belmondo: Julian für Scootertuning.ch







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