Werkzeugliste, Schritt-für-Schritt-Guide und praktische Tipps
Dein Töffli zieht nicht mehr richtig an, klingt rauer als sonst oder spuckt beim Kaltstart ständig Öl und Rauch? Vielleicht brauchst du mehr Gas als früher für dieselbe Geschwindigkeit – oder du hörst beim Fahren ungewohnte Klopfgeräusche aus dem Motor. All das können Anzeichen dafür sein, dass der Zylinder an deinem Mofa verschlissen ist und es Zeit wird, den Zylinder an deinem Peugeot-Mofa, Piaggio-Hödi oder an deiner Puch-Perle zu wechseln. Ob nach einem Kolbenfresser, wegen nachlassender Kompression oder als Teil eines Tuningprojekts: Mit etwas Vorbereitung, dem richtigen Werkzeug und unserer Anleitung kannst du ohne Probleme den Zylinder auswechseln. In unserem Artikel erfährst du Schritt für Schritt, wie du deinen Mofa-Zylinder wechselst, was du dabei beachten musst und welche typischen Fehler du besser vermeidest.
Wann und warum solltest du den Zylinder am Mofa wechseln?
Einen Mofa-Zylinder zu wechseln, gehört nicht zu den Arbeiten, die man nebenbei erledigt – doch mit etwas Vorbereitung, Geduld und dem richtigen Werkzeug ist der Wechsel gut machbar. Typische Gründe für den Zylinderwechsel gibt es viele: Vielleicht verliert dein Mofa spürbar an Leistung, läuft unruhig oder springt schlecht an. Auch eine schwache Kompression, metallische Rasselgeräusche oder sichtbare Riefen in der Zylinderlaufbahn sind klare Zeichen dafür, dass der Zylinder an seine Grenzen gekommen ist und du ihn wechseln solltest. Hinzu kommen klassische Verschleissbilder wie Rost oder Hitzeschäden – etwa nach längeren Vollgasfahrten –, die vor allem älteren Zylindern zusetzen. Kritisch wird es beim Kolbenfresser: In diesem Fall blockiert der Motor oft vollständig, die Zylinderwand ist stark beschädigt – und ein Austausch meist alternativlos. Zwar sind theoretisch auch Reparaturen möglich, doch in der Praxis ist ein neuer Zylinder oft die einfachere, günstigere und zuverlässigere Lösung. Und dann gibt’s natürlich noch den schönsten Grund für den Zylinderwechsel: Tuning. Wenn du dein Mofa auf mehr Leistung trimmen willst, führt kein Weg an einem neuen, leistungsstärkeren Zylinder vorbei.
Was du vor dem Zylinderwechsel beachten solltest
Bevor du damit beginnst, den Zylinder am Mofa zu wechseln, lohnt es sich, einen Moment in die Vorbereitung zu investieren. Denn gut vorbereitet sparst du dir nicht nur Zeit und Nerven, sondern vermeidest auch Fehler, die später teuer werden können. Ganz wichtig: Lass den Motor komplett auskühlen, bevor du loslegst – auch wenn du’s kaum erwarten kannst. Am heissen Töfflizylinder zu schrauben ist nicht nur unpraktisch, sondern kann zu Verletzungen oder Materialschäden führen. Überprüfe ausserdem, ob du alle benötigten Werkzeuge und Ersatzteile parat hast. Dazu gehören neben einem neuen Töfflizylinder auch passende Dichtungen, ein Kolben mit Ringen und Bolzen sowie ein sauberer Arbeitsplatz. Wenn du dir nicht sicher bist, welche Masse, Drehmomente oder Anschlusspositionen relevant sind, wirf unbedingt einen Blick in die Bedienungsanleitung deines Töfflis. Das gilt besonders bei Tuning-Zylindern, deren Abmessungen, Kühlrippen, Kanallayouts oder Kopfdichtungen je nach Modell deutlich abweichen können. Je besser du vorbereitet bist, desto reibungsloser läuft der Einbau – und du vermeidest Überraschungen beim Zusammenbau.
Werkzeug- und Materialliste für den Zylinderwechsel
Damit du beim Schrauben nicht dauernd nach Werkzeug suchen musst, hier eine praktische Übersicht. Diese Tools und Teile solltest du vor dem Wechseln griffbereit haben:
Werkzeug
- Steckschlüsselsatz (inkl. Verlängerung)
- Schraubenschlüssel (Ringschlüssel und/oder Gabelschlüssel)
- Drehmomentschlüssel (z. B. bis 20 Nm, für Zylinderkopfschrauben)
- Inbusschlüssel (Innensechskant)
- Schraubenzieher (Kreuz & Schlitz)
- Kolbenringzange (optional, aber hilfreich)
- Kunststoffhebel oder Montierhilfe (zum Abziehen von Dichtungen)
- Dichtungsschaber oder Kunststoffspachtel
- Zangenset (z. B. zum Sichern von Kolbenclips)
- Motorhalter oder improvisierte Fixierung für den Motor
- Reinigungsutensilien (Lappen, Bürste, Bremsenreiniger)
Ersatz- und Verbrauchsteile
- Neues Zylindermodell (Serien- oder Tuningausführung)
- Passender Kolben mit Kolbenringen und Kolbenbolzen
- Clips / Sicherungsringe für den Kolbenbolzen
- Fuss- und Kopfdichtungen (neu)
- Nadellager im Pleuel (ggf. ersetzen)
- Frisches Motoröl (falls bei dir vorgeschrieben)
- Auffangbehälter für Flüssigkeiten
Zylinder und Kolben am Mofa ausbauen und wechseln – Schritt für Schritt
Der genaue Ablauf beim Zylinderwechsel kann sich je nach Mofa-Marke und Modell leicht unterscheiden. Ob du also an deinem Puch Maxi, deinem Sachs 503, deinem Piaggio Ciao oder einem anderen Töffli schraubst – die grundlegenden Arbeitsschritte bleiben ähnlich. Was sich verändert, sind meist nur Details wie die Anordnung der Schrauben, der Platz rund um den Zylinder oder die Bauhöhe der Bauteile. Wenn du jedoch zum ersten Mal den Töfflizylinder am Mofa austauschst, empfehlen wir dir, den Motor komplett auszubauen. So arbeitest du deutlich entspannter, kommst überall besser hin und kannst auch die Kolbenmontage oder Reinigung sorgfältiger durchführen. Auch bei Tuning-Zylindern, die etwas grösser oder empfindlicher sind, bietet sich der Ausbau an.
1. Motor vor dem Wechseln ausbauen
Bevor du mit dem Ausbauen und Wechseln loslegst, klemm den Benzinschlauch ab, schraub den Auspuff ab und trenne die elektrische Verbindung zur Zündung (meist am Kabelbaum). Danach gehst du wie folgt vor:
- Trenne die Verbindung zum Rahmen: Je nach Modell sitzt der Motor mit zwei bis vier Schrauben oder Bolzen im Rahmen. Halte die Schrauben beim Lösen gut fest – manchmal ist der Motor überraschend schnell lose.
- Entferne den Vergaser bzw. Ansaugstutzen: Zieh den Vergaser ab oder löse die Schelle am Ansaugstutzen. Achte darauf, dass keine Dichtung verloren geht.
- Bau den Auspuff deiner Puch-Perle, deines Piaggio-Hödis oder deines Sachs-Töfflis ab: Löst sich meist mit zwei Schrauben an der Halterung und einer am Standardzylinder. Falls nötig, gib vorher etwas Rostlöser auf die Gewinde.
- Zündung trennen: Bei elektronischer Zündung solltest du die Kabel markieren, bevor du sie löst – so findest du später schnell die richtige Zuordnung.
Hast du alles gelöst, kannst du den Motor vorsichtig aus dem Rahmen heben. Tipp: Leg dir eine weiche Unterlage oder ein altes Handtuch bereit, damit nichts verkratzt. Noch besser ist ein Motorhalter, der den Antrieb sicher und stabil fixiert – besonders beim späteren Montieren des neuen Töfflizylinders nach dem Wechseln.
2. Zylinderbereich reinigen
Bevor du mit dem Zylinderwechsel an deinem Mofa loslegst, solltest du den gesamten Bereich rund um den Töfflizylinder gründlich reinigen. Denn Schmutzpartikel oder Staubrückstände können beim Wechseln und beim Ausbau in den Motor deines Piaggio-, Sachs- oder Puch-Töfflis gelangen – und dort später für unnötigen Verschleiss oder sogar Schäden sorgen. Beginne vor dem Wechsel damit, den groben Schmutz mit einem Pinsel oder mit Druckluftwerkzeugen zu entfernen. Anschliessend kannst du den Bereich mit Bremsenreiniger oder einem fettlösenden Spray einsprühen und alles sorgfältig mit einem sauberen, fusselfreien Lappen abwischen. Achte besonders auf die Zylinderkühlrippen, die Dichtflächen am Zylinderfuss und -kopf sowie auf die Umgebung der Stehbolzen und des Einlasses. Wenn du ganz sicher gehen willst, deckst du die Öffnungen zum Einlass oder zu den Überströmkanälen zusätzlich mit einem sauberen Tuch ab – das schützt zuverlässig vor Verunreinigungen im Inneren des Motors deines Sachs-, Pony- oder Piaggio-Töfflis.
3. Zylinderkopf abnehmen
Sobald alles sauber ist, kannst du den Zylinderkopf deines Puch-Mofas, deiner Piaggio-Perle oder deines Pony-Hödis abbauen, das ist der nächste Schritt, beim Wechseln des Töfflizylinders. Dabei gehst du mit Gefühl und Sorgfalt vor, damit keine Dichtflächen beschädigt werden. Löse die Schrauben oder Muttern über Kreuz, also immer in diagonaler Reihenfolge. So vermeidest du Spannungen im Material. Die meisten Zylinderköpfe sind mit vier Muttern fixiert, die du mit einem Ringschlüssel oder einer Ratsche mit passender Nuss löst. Wenn die Muttern stark festsitzen, hilft ein Tropfen Kriechöl – aber bitte keinen übermässigen Kraftaufwand anwenden. Ist der Kopf gelöst, hebst du ihn vorsichtig ab. Falls er etwas klemmt, hilft leichtes Wackeln – keinesfalls mit Metallwerkzeugen hebeln, um Schäden an der Dichtfläche zu vermeiden. Falls die Zylinderkopf-Dichtung deines Sachs-Mofas oder deiner Pony-Perle beim Abheben hängen bleibt, kannst du sie behutsam mit einem Kunststoffspachtel ablösen. Lege den Zylinderkopf am besten auf ein weiches, sauberes Tuch – so verhinderst du Kratzer oder Verschmutzungen auf der Dichtfläche.
4. Zylinder abziehen
Jetzt kannst du den Töfflizylinder wechseln und austauschen. Dafür löst du zunächst die Muttern oder Schrauben am Zylinderfuss. Arbeite auch hier über Kreuz und mit gleichmässigem Druck, um Verspannungen zu vermeiden. Sobald alles gelöst ist, kannst du den Töfflizylinder vorsichtig nach oben abziehen. Manchmal sitzt er etwas fest. In diesem Fall hilft leichtes Drehen oder vorsichtiges Wackeln. Wenn das nicht reicht, kannst du behutsam mit einem Gummihammer gegen die Zylinderflanke klopfen – aber ohne rohe Gewalt. Verwende keinesfalls Metallhebel, da du sonst die empfindlichen Dichtflächen beschädigen könntest. Achte darauf, dass keine Dichtungsreste oder Unterlegscheiben am Gehäuse kleben bleiben. Entferne sie sorgfältig und reinige die Fläche, damit der neue Tuning- oder Standardzylinder später sauber aufliegt. Auch die Stehbolzen sollten frei von Schmutz oder altem Dichtmaterial sein.
5. Kolben ausbauen
Nachdem du den Tuning- oder Standardzylinder abgezogen hast, liegt der Kolben deines Puch-Töfflis, Sachs-Hödis oder Pony-Mofas frei. Jetzt kannst du ihn ausbauen. Zuerst sicherst du den Kolben, damit er dir nicht unkontrolliert zur Seite kippt. Dann entfernst du vorsichtig die Sicherungsringe (auch Kolbenclips genannt), die den Kolbenbolzen in Position halten. Am besten geht das mit einer feinen Spitzzange oder einem kleinen Schraubendreher mit Haken. Achte darauf, dass dir die Clips nicht davonfliegen – sie stehen gerne unter Spannung.
Anschliessend kannst du den Kolbenbolzen seitlich durch das Pleuel drücken. Eventuell brauchst du dazu sanften Druck, manchmal reicht auch ein Holzstab oder ein passender Dorn. Ist der Bolzen entfernt, kannst du den Kolben einfach abnehmen. Merke dir dabei unbedingt die Einbaulage: Der Pfeil auf dem Kolbenboden zeigt in Richtung Auslass. Wenn du beim Wechseln einen neuen Kolben montierst, muss diese Ausrichtung unbedingt wieder stimmen. Nutze die Gelegenheit, um auch das Nadellager im Pleuel zu prüfen. Wenn es Spiel hat, verkantet ist oder Verfärbungen zeigt, solltest du es ebenfalls wechseln und ersetzen – das schützt den neuen Kolben vor Schäden und sorgt für einen ruhigen Lauf.
Neuen Kolben und Mofa-Zylinder montieren
Bevor du den neuen Tuning- oder Standardzylinder an deinem Mofa montierst, bereitest du zuerst den neuen Kolben vor. Achte darauf, dass alle Bauteile sauber, frei von Verpackungsrückständen und gut geölt sind – insbesondere Kolbenbolzen, Nadellager und Kolbenringe. Setze das Nadellager ins Pleuelauge ein und richte den Kolben korrekt aus. Der Pfeil auf dem Kolbenboden muss wieder zum Auslass zeigen. Führe den Kolbenbolzen durch und sichere ihn auf beiden Seiten mit neuen Kolbenclips. Achte darauf, dass die Clips vollständig in ihren Nuten sitzen – ein herausrutschender Clip kann gravierende Motorschäden verursachen. Anschliessend bringst du die Fussdichtung auf dem Motorgehäuse in Position.
Jetzt kommt der etwas knifflige Teil: Die Kolbenringe müssen korrekt in ihren Führungen sitzen und an den Stossenden sauber auf den Ringdübeln anliegen. Nimm dir dafür Zeit und prüfe jeden Ring einzeln. Drücke die Ringe vorsichtig zusammen und halte sie mit den Fingern oder einem passenden Kolbenringhalter in Position. Nun führst du den Zylinder gleichmässig und ohne Gewalt von oben über den Kolben. Achte darauf, dass sich der Kolben nicht verkantet und die Ringe beim Einschieben nicht verrutschen. Wenn der Zylinder sich nicht sofort über den Kolben schieben lässt, kontrolliere nochmals die Ringstellung und fühle achtsam nach Widerstand – erzwinge nichts.
Sobald der Kolben vollständig im Zylinder steckt, lässt du den Zylinderkörper sanft bis zum Dichtsitz auf den Stehbolzen hinabgleiten. Anschliessend setzt du die Kopfdichtung auf und montierst den Zylinderkopf. Ziehe die Muttern über Kreuz an, um eine gleichmässige Druckverteilung zu gewährleisten. Verwende dafür idealerweise einen Drehmomentschlüssel. Ein gängiger Richtwert für das Anzugsdrehmoment liegt bei rund 12 Nm (1.2 kgm) – sofern vom Hersteller keine anderen Angaben gemacht werden. Dieser Wert gilt für viele klassische Töfflis mit M6-Gewinden und Standardzylinder, etwa für das Puch Maxi Hödi, Töfflis mit Sachs 503 Motoren oder die Piaggio Ciao Perle. Bei Tuning-Zylindern oder speziellen Dichtungskits können jedoch abweichende Drehmomentwerte erforderlich sein – ein Blick in die Herstellerdokumentation ist daher immer empfehlenswert.
Abschliessende Checks und Tipps nach dem Zylinderwechsel
Wenn dir das Wechseln des Tuning- oder Standardzylinders geglückt ist, ist noch nicht ganz Feierabend – es gibt ein paar wichtige Punkte, die du vor dem ersten Start unbedingt kontrollieren solltest.
Überprüfe nach dem Wechseln zunächst, ob alle Dichtungen korrekt sitzen und keine Undichtigkeiten sichtbar sind. Falls du neue Dichtungen verbaut hast, solltest du die Schrauben nach den ersten Betriebsstunden nochmals mit dem passenden Drehmoment nachziehen – durch Wärme und Vibrationen kann sich das Material noch leicht setzen.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Schau auch nach dem Ölstand deines Motors. Viele Mofas mit Zweitaktmotor benötigen eine frische Mischung oder korrekt eingestelltes Getrenntschmiersystem. Beim Getriebeöl empfiehlt es sich, die Herstellerangabe zu prüfen und bei Bedarf frisches Öl einzufüllen. Wenn du einen anderen Zylindertyp oder gar einen Tuning-Zylinder verbaut hast, ist es jetzt wichtig, den Vergaser anzupassen. Je nach Hubraum, Auslasskanal und Steuerzeit braucht der Motor mehr oder weniger Kraftstoff. Das bedeutet: Hauptdüse kontrollieren, eventuell eine grössere Düse einbauen und das Standgas neu einstellen. Bevor du dich nach dem Wechseln auf eine längere Tour begibst, ist eine Probefahrt Pflicht. Starte den Motor, hör auf verdächtige Geräusche und prüfe, ob er sauber Gas annimmt. Lass den Motor zunächst im Stand warmlaufen und gib ihm auf den ersten Kilometern nicht gleich Vollgas – gerade bei neuen Kolben und Ringen muss sich alles erst einfahren. Schau dir gerne auch unser YouTube-Video zum Thema „Zylinder wechseln“. Viel Spass beim Schrauben und eine gute Fahrt!