Das Honen des Zylinders ist eine Schlüsseltechnik im Motorenbau – besonders, wenn es um die Optimierung von Leistung und Langlebigkeit geht. Dabei geht es um das feine Bearbeiten der Innenflächen eines Zylinders mit speziellen Schleifsteinen oder Schleifpapier. Der dabei entstehende Kreuzschliff, oder auch Plateau Finish genannt, sorgt dafür, dass Motoröl in feinen Kanälen „hängen bleibt“, was die Kolbenbewegung im Zylinder glättet und schützt. Für Motoren mit hoher Leistung ist das Honen unerlässlich, da eine glatte und gleichmässig bearbeitete Zylinderwand zu einer optimalen Verbrennung und einer besseren Performance führt. Auch bei einem verschlissenen Zylinder kann es helfen, die originale Leistung wiederherzustellen.
Der richtige Zeitpunkt
Honen ist besonders dann notwendig, wenn:
- Der Motor deines Töfflis schon viele Kilometer auf dem Buckel bzw. auf dem Tachometer hat und die Leistung spürbar nachlässt
- Der Töffli-Zylinder innen verschlissen oder beschädigt ist
- Der Kolben deiner Puch-Perle oder die Kolbenringe gewechselt werden sollen und eine neue Einlaufphase vorbereitet werden muss
- Ein getunter Motor auf eine höhere Leistung ausgelegt werden soll
Im Tuning-Bereich ist das Honen besonders wertvoll, da es bei einem überarbeiteten Motor hilft, die höheren Temperaturen und Belastungen zu kompensieren.
Honen vs. Schleifen – Der Unterschied
Häufig wird das Honen mit dem Schleifen verwechselt, doch die beiden Verfahren sind grundlegend unterschiedlich.
Kriterium | Honen | Schleifen |
Ziel | Optimierung der Oberfläche für bessere Schmierung | Abtragen von Material zur Formkorrektur |
Materialabtrag | Gering (feine Mikrostruktur) | Höherer Abtrag für Formkorrektur |
Oberflächenstruktur | Kreuzmuster für optimale Ölhaftung | Glatter, teils grober Schliff |
Einsatzbereich | Feinschliff nach dem Schleifen, Tuning, Reparatur | Nachbearbeitung bei unrundem oder verschlissenem Zylinder |
Werkzeuge | Hohnmaschine, Hohnaufsatz für Bohrmaschinen | Schleifmaschine, Schleifpapier, Schleifscheiben |
Genauigkeit | Sehr präzise (für hohen Reibungsschutz) | Weniger präzise, grobe Struktur |
Anwenderkenntnisse | Fortgeschrittene Kenntnisse für gleichmässigen Schliff nötig | Grundkenntnisse, einfache Maschinen |
Kostenaufwand | Mittlerer bis hoher Aufwand, abhängig vom Verfahren | Mittlerer Aufwand |
Häufige Anwendung | Leistungssteigerung, Ölhaftung verbessern | Bei stark verschlissenen oder verformten Zylindern |
Vorteile | Verbesserte Kolbenschmierung, weniger Reibung | Korrektur von Form und Struktur |
Nachteile | Zu intensives Honen kann die Zylindergrösse verändern | Kann die Oberfläche bei unsauberem Schliff beschädigen |
So funktioniert das Honen
Der eigentliche Vorgang erfolgt mit einer speziellen Hohnmaschine oder einem Honaufsatz, den man in die Bohrmaschine oder einen Akkuschrauber einspannen kann. Die Hohnsteine werden dabei in eine federnde Vorrichtung eingesetzt und gleichmässig gegen die Zylinderwand gepresst, während die Maschine den Aufsatz dreht und auf- und abbewegt. Durch die Bewegung entsteht das typische Plateau Finish. Wichtig ist dabei der richtige Winkel – üblicherweise etwa 45 Grad. Wenn der Winkel zu steil oder zu flach ist, kann das Öl nicht optimal haften, was den Effekt schmälert.
Die richtige Technik
- Vorbereitung des Mofa-Zylinders
Bevor du anfängst, reinige den Zylinder deines Töfflis gründlich, damit keine Späne oder Schmutzreste die Hohnsteine beschädigen oder das Endergebnis beeinflussen. Öl ist ebenfalls wichtig: Es sorgt dafür, dass die Hohnsteine gleichmässig arbeiten und nicht „trocken laufen“.
- Werkzeugwahl
Du brauchst:
- Eine Honahle oder einen Honaufsatz für die Bohrmaschine
- Honöl oder ein anderes feines Maschinenöl
- Falls du per Hand honst: Schleifpapier in verschiedenen Körnungen (180-400)
Spanne den Honaufsatz in die Bohrmaschine und tauche ihn in das Öl. Setze die Maschine an und beginne mit gleichmässigen, langsamen Bewegungen. Achte darauf, dass du den Zylinder nicht zu schnell oder zu lange bearbeitest – wenige Sekunden pro Durchgang reichen oft aus.
- Kontrolle
Nachdem du den gesamten Töffli-Zylinder bearbeitet hast, prüfe das Ergebnis genau. Wenn du alles richtig gemacht hast, zeigt der Zylinder eine klare, gleichmässige Kreuzstruktur und keine tiefen Rillen oder unregelmässigen Schleifspuren auf.
Häufige Fehler beim Honen und wie du sie vermeidest
- Zu grober Schleifwinkel: Ein zu steiler Winkel sorgt für eine ungleichmässige Schmierung und erhöht die Reibung.
- Ungleichmässige Bewegung: Wenn du den Aufsatz zu schnell oder zu langsam bewegst, kann das Kreuzmuster unregelmässig ausfallen.
- Kein Öl verwendet: Ohne Öl kann das Honen die Zylinderwand beschädigen, da sich die Hohnsteine schneller abnutzen und das Metall erhitzen.
Verschiedene Methoden
Langhubhonen: Der Honstein bewegt sich in langen Hüben durch den Zylinder, wodurch eine präzise Kreuzschliffstruktur entsteht.
- Vorteil: Sehr präzise Oberfläche.
- Nachteil: Aufwendig und teuer.
Kurzhubhonen: Der Honstein bewegt sich in kurzen, schnellen Hüben.
- Vorteil: Einfach und schnell, gut für kleinere Motoren.
- Nachteil: Weniger gleichmässige Struktur möglich.
Laserhonen: Ein Laser erzeugt Mikrostrukturen für exakte Geometrie.
- Vorteil: Extrem präzise und langlebig.
- Nachteil: Teuer, nur in High-Tech-Werkstätten.
Brauche ich eine Werkstatt oder kann ich selbst honen?
Für ambitionierte Hobby-Tuner ist das Honen durchaus machbar. Der Kauf einer Hohnahle und etwas Übung reichen, um ordentliche Ergebnisse zu erzielen. Für maximale Präzision oder bei grösseren Zylindern, wie sie bei Motorrädern oder Automotoren vorkommen, lohnt sich jedoch der Gang in die Werkstatt. Professionelle Werkstätten können teils auch moderne Laser-Honverfahren anbieten, die extrem präzise arbeiten und selbst anspruchsvolle Motoren optimieren.
Tipps und Tricks
- Schleifpapier als Alternative: Falls du keinen Hohnaufsatz hast, kannst du die Zylinderwand vorsichtig mit feinem Schleifpapier (z.B. 240er oder 400er) bearbeiten. Der Effekt ist zwar nicht ganz so gleichmässig, aber besser als gar kein Honen.
- Einölen, einölen, einölen!: Während und nach dem Honen solltest du den Zylinder gründlich ölen. Das Öl bindet die Metallspäne und sorgt für eine gleichmässige Oberflächenstruktur.
- Nicht übertreiben: Weniger ist oft mehr. Wenn du den Zylinder zu stark honst, kann das zu Materialschwund führen, und der Kolben sitzt später nicht mehr korrekt.
- Kreuzmuster prüfen: Die richtige Schraffur ist das A und O. Ohne eine klare Kreuzstruktur verfehlt das Honen seinen Zweck.
Fazit: Warum das Honen deinem Mofa-Motor gut tut
Das Honen des Zylinders ist für jeden Tuning-Fan ein wertvolles Werkzeug. Ob du Leistung zurückholen oder den Motor für höhere Belastungen vorbereiten willst – das Honen gibt dir das Beste aus beiden Welten. Durch das feine Plateau Finish verbessert sich die Ölbindung, die Reibung wird reduziert und die Lebensdauer deines Zylinders verlängert sich spürbar. Wer sich etwas Werkzeug online bestellt und sorgfältig arbeitet, kann das Honen auch selbst durchführen. Für anspruchsvollere Jobs und maximale Präzision ist jedoch eine Fachwerkstatt die erste Wahl.
Tuning-Tipp: Du willst es gleich ausprobieren? Dann hol dir ein Honset und teste es an einem alten Zylinder, bevor du dich an dein Lieblingsstück machst!