Grundlagen, Tipps & häufige Fehler beim Einstellen
Denkst du dir vielleicht auch: ‚Vergaser einstellen? Viel zu kompliziert!‘ Keine Sorge: So schwierig ist das Ganze gar nicht, wenn du einmal verstehst, was dein Mofa-Vergaser eigentlich macht und wie Hauptdüse, Leerlaufdüse, Düsennadel oder die Gemischschraube zusammenspielen. Und genau das stellen wir dir in unserem Artikel vor und natürlich haben wir noch die passende Schritt-für-Schritt-Anleitung für dich. Damit klappt das Vergaserabstimmen garantiert.
Wann und warum muss man den Vergaser dann überhaupt abstimmen?
Etwas vereinfacht ausgedrückt regelt der Vergaser bzw. die Vergaserdüsen, wie viel Luft und wie viel Kraftstoff gemischt werden. Passt dieses Verhältnis, zieht dein Mofa sauber durch, läuft ruhig im Standgas und säuft nicht mehr Sprit, als es verbrennt. Änderst du etwas an dem Setup deines Mofas – gönnst dir beispielsweise endlich das neue Racing-Zylinder-Kit für dein Puch X30 Töffli, um deine Perle ein bisschen schneller und gefrässiger zu machen – verändert sich auch, wie viel Frischgas dein Mofa-Motor für eine saubere Verbrennung braucht. Damit dein Töffli die maximale Leistung abrufen kann, musst du also das Mischungsverhältnis entsprechend anpassen. Typische Fälle, in denen du deinen Töfflivergaser neu abstimmen musst, sind zum Beispiel:
- ein grösserer oder neuer Zylinder
- ein neuer Mofa-Auspuff, der die Abgasführung verändert
- du wechselst auf einen Sport- oder anderen Luftfilter
- du gönnst deiner Perle einen neuen Ansaugtrichter oder Ansaugstutzen
- du hast die Zündung neu eingestellt oder eine Racing-Zündung verbaut
- nach jeder Vergaserreinigung
Natürlich sind das nur einige Situationen, die es erforderlich machen, die Vergasereinheit neu ein- oder präzise abzustimmen. Welche Komponenten für das Justieren deines Töfflivergasers wichtig sind und wie sie zusammenspielen, stellen wir dir in den nächsten Absätzen vor.
Die wichtigsten Vergaserteile im Überblick
Damit dein Töffli im Leerlauf sowie im Voll- und Teillastbereich die optimale Gemisch-Zusammensetzung bekommt, sorgen im Töfflivergaser mehrere Komponenten. Kennst du ihre Funktion und weisst wie sie aussehen, fällt dir das Einstellen und Abstimmen gleich viel leichter.
Die Hauptdüse
Die Hauptdüse ist eines der wichtigsten Bauteile in deinem Töfflivergaser und für das Abstimmen natürlich besonders wichtig. Ihre Aufgabe: Sie steuert, wie viel Kraftstoff bei Vollgas in den Ansaugluftstrom gelangt. Dabei sitzt sie so, dass sie den Sprit genau dort einspeist, wo die Luft durch die Engstelle – die sogenannte Venturi-Stelle – strömt. Hier wird der Kraftstoff durch den Unterdruck und die hohe Strömungsgeschwindigkeit fein zerstäubt und mit der Luft verwirbelt. So entsteht ein zündfähiges Gemisch. Passt die Grösse der Hauptdüse deines Dell’Orto-Töfflivergasers nicht, hat das spürbare Folgen: Ist sie zu gross, bekommt dein Mofa-Motor zu viel Sprit – er läuft zu fett, verbrennt schlechter und säuft im schlimmsten Fall ab. Ist sie zu klein, läuft dein Mofa zu mager.
Leerlaufdüse
Im Standgas ist sie der Star: Die Leerlaufdüse hält deinen Motor am Laufen, wenn du kaum Gas gibst oder dein Töffli an der Ampel vor sich hin tuckert. Sie steuert, wie viel Sprit bei niedrigen Drehzahlen in den Luftstrom gelangt – und sorgt so dafür, dass dein Mofa ruhig läuft, sauber anspringt und nicht ständig abstirbt. Technisch arbeitet die Leerlaufdüse meist über einen feinen Extra-Kanal, der direkt mit der Schwimmerkammer verbunden ist. Der Sprit gelangt von dort durch winzige Bohrungen in den Ansaugtrakt, mischt sich mit der einströmenden Luft und hält die Verbrennung stabil – auch ohne Gasgeben. Wenn dein Töffli im Leerlauf stottert, ausgeht oder extrem unruhig läuft, liegt es oft an einer verstopften Leerlaufdüse oder daran, dass sie nicht korrekt abgestimmt ist.
Gasschieber
Schiebervergaser – wie sie bei den meisten Mofas und Mopeds verbaut sind – arbeiten mit einem mechanisch gesteuerten Schieber. Typische Beispiele sind Dellorto SHA oder PHBG-Modelle. Bei Flachschieber- oder Rundschieber-Vergasern sorgt der Gasschieber dafür, dass je nach Gasgriffstellung mehr oder weniger Luft-Kraftstoff-Gemisch in den Motor gelangt. Im Innern sitzt der Schieber direkt im Ansaugkanal. Betätigst du den Gasgriff, wird der Schieber über den Gaszug angehoben oder abgesenkt. So vergrössert oder verkleinert sich die Durchlassöffnung – dein Mofa-Motor bekommt mehr oder weniger Frischgas. An der Unterkante des Schiebers findest du häufig einen schrägen Ausschnitt: den Cutaway. Diese Aussparung beeinflusst, wie viel Luft bei geschlossenem oder leicht geöffnetem Schieber durch den Mofa-Vergaser strömen kann. Ein grosser Cutaway führt zu einem magereren Gemisch im unteren Lastbereich (z. B. beim Anfahren). Ein kleinerer Cutaway macht das Gemisch für dein Töffli fetter, weil weniger Luft vorbeikommt.
Manche Vergaser (z. B. manche Membran- oder Gleichdruckvergaser) steuern die Luftmenge anders – dort fehlt der mechanische Schieber komplett. Für die meisten gängigen Mofa-Vergaser ist der Schieber aber Standard und ein wichtiger Hebel beim Abstimmen.
Düsennadel
Die Düsennadel ist ein zentrales Bauteil in vielen Schiebervergasern, wie sie an Mofas und Mopeds weit verbreitet sind. Beispiele sind z. B. Dellorto PHBG, Bing-Töfflivergaser oder Mikuni-Rundschieber-Vergaser. Bei einfachen Vergasern ohne Nadelregelung (z. B. Dellorto SHA) fehlt die Düsennadel oft komplett – dort wird der Kraftstofffluss nur über die Haupt- und Leerlaufdüse geregelt. Wenn dein Töfflivergaser eine Düsennadel hat, sitzt sie in der Mitte des Gasschiebers und taucht in den Düsenstock oder die Nadeldüse ein. Drehst du am Gasgriff deines Mofas, wird der Schieber angehoben, die Nadel steigt mit – und verändert dabei den Querschnitt der Öffnung. So steuert die Düsennadel, wie viel Kraftstoff bei Teillast (also grob von 1/4 bis 3/4 Gas) mit der angesaugten Luft vermischt wird.
Die Form und Position der Nadel sind entscheidend:
- Ist sie schlanker oder höher eingehängt, fliesst mehr Sprit – das Gemisch wird fetter.
- Ist sie dicker oder tiefer eingehängt, fliesst weniger – das Gemisch wird magerer.
Die Düsennadel sorgt also dafür, dass dein Motor auch bei wechselnder Last sauber läuft und nicht stottert oder „Löcher“ im Teillastbereich hat. Gerade beim feinen Abstimmen oder bei getunten Mofas lohnt es sich, mit verschiedenen Nadelstellungen zu experimentieren, um das beste Ergebnis zu erzielen.
Gemischschraube
Die Gemischschraube – manchmal auch Leerlaufgemischschraube genannt – findest du bei den meisten Mofa-Vergasern aussen am Vergaserkörper, oft in der Nähe des Ansaugstutzens. Sie ist ein feines Werkzeug, um das Kraftstoff-Luft-Gemisch im Leerlauf und bei ganz wenig Gas abzustimmen. Ihre Aufgabe: Sie regelt, wie viel Sprit im unteren Lastbereich beigemischt wird.
- Drehst du sie rein, wird der Kraftstoffkanal enger: Das Gemisch wird magerer, weil weniger Benzin durchkommt.
- Drehst du sie raus, wird der Kanal weiter: Das Gemisch wird fetter, dein Hobel bekommt mehr Sprit.
Für einen stabilen Leerlauf sind das richtige Abstimmen und die optimale Einstellung der Gemischschraube entscheidend.
Standgasschraube
Die Standgasschraube ist sozusagen der „Drehzahl-Regler“ für dein Töffli im Leerlauf. Du findest sie fast immer aussen am Töfflivergaser, oft direkt am Schiebergehäuse. Ihre Aufgabe ist ganz einfach: Sie bestimmt, wie weit der Gasschieber im Leerlauf geöffnet bleibt. Drehst du die Schraube rein, hebt sie den Schieber leicht an – dein Motor bekommt mehr Gemisch, dreht also höher im Stand. Drehst du sie raus, senkt sie den Schieber – das Standgas sinkt.
Schritt für Schritt den Vergaser einstellen
Jetzt geht’s ans Eingemachte! Mit der folgenden Anleitung klappt das Abstimmen garantiert!
Motor für das Abstimmen vorbereiten – warmfahren, prüfen, Zugang schaffen
Bevor du überhaupt an den Stellschrauben zum Abstimmen drehst, muss dein Motor wirklich betriebswarm sein. Nur ein warmer Motor läuft im Leerlauf so, wie er später auch im Fahrbetrieb läuft. Ein kalter Motor verfälscht deine Einstellung – dann stimmt nachher gar nichts.
So machst du’s richtig:
- Hobel anschmeissen, am besten ein paar Minuten im Stand laufen lassen.
- Wenn’s geht, ein paar Meter fahren, bis er richtig warm ist (Zylinderkopf handwarm).
- Falls dein Töffli eine Seitenverkleidung über dem Vergaser hat: ab damit – so kommst du besser an die Schrauben.
Standgasschraube justieren und abstimmen – so geht’s
Die Standgasschraube bestimmt, wie weit dein Gasschieber im Leerlauf geöffnet bleibt. Öffnest du sie weiter, gelangt mehr Luft und Sprit ins Gemisch, und dein Hobel dreht höher. Schraubst du sie zurück, fliesst weniger Gemisch – die Drehzahl sinkt entsprechend. Feine Änderungen sind beim Abstimmen besser, bleib geduldig: hier sind Millimeterarbeit und Fingerspitzengefühl gefragt.
So stellst du sie richtig ein:
- Such die Standgasschraube – oft sitzt sie gut sichtbar oben oder seitlich am Vergaser.
- Nimm einen passenden Schraubenzieher.
- Dreh immer nur in kleinen Schritten: maximal eine Viertel- bis halbe Umdrehung pro Schritt.
- Drehst du im Uhrzeigersinn rein, steigt die Leerlaufdrehzahl. Drehst du gegen den Uhrzeigersinn raus, sinkt sie wieder.
Hör beim Abstimmen auf den Klang deines 2-Takters. Der Motor soll ruhig und gleichmässig tuckern, nicht hochdrehen oder ausgehen.
Falls er zu hoch dreht → die Standgasschraube etwas rausdrehen.
Droht er abzusterben → Standgasschraube wieder ein bisschen reindrehen.
Tipp: Notiere dir, wie viele Umdrehungen du gemacht hast – so findest du bei Bedarf jederzeit wieder zurück zur Grundeinstellung. Wenn dein Töffli im Stand ruhig läuft und gut Gas annimmt, kannst du mit dem Abstimmen der passenden Hauptdüse weitermachen.
Gemischschraube einstellen – Feinarbeit am Leerlauf
Die Gemischschraube (nicht jeder Vergaser hat eine!) beeinflusst, wie viel Kraftstoff deinem Luftstrom im Leerlauf beigemischt wird. Heisst: Du regelst, ob dein Motor im Stand eher mager (weniger Sprit) oder fett (mehr Sprit) läuft. Die Gemischschraube sitzt meist motorseitig am Vergaser.
- Schraube vorsichtig komplett reindrehen, bis sie leicht anliegt – nicht festknallen!
- Jetzt als Ausgangspunkt wieder ca. 1,5–2 Umdrehungen rausdrehen.
- Nun drehst du in feinen Schritten weiter: immer nur Achtel- bis Viertelumdrehungen. (Rein = mehr Luft, weniger Sprit und Raus = mehr Sprit, weniger Luft)
Tipp: Mach kurze Pausen beim Einstellen. Nach jeder kleinen Drehung immer ein paar Sekunden warten – der Motor braucht Zeit, um auf die neue Einstellung zu reagieren.
Woran erkennst du, dass es passt?
Wenn du Standgas- und Gemischschraube angepasst hast, schau (bzw. hör) genau hin:
- Läuft dein Töffli gleichmässig ohne „Blubbern“ oder Ruckeln?
- Hält der Motor die Drehzahl sauber, ohne hochzuschnellen oder abzusaufen?
- Dreht er beim Gasgeben sofort hoch und fällt danach ruhig ins Standgas zurück?
- Kein Knallen, kein Stottern, kein starker Benzingeruch aus dem Auspuff?
Trifft das zu, dann hast du einen guten Job gemacht!
Hauptdüse wechseln & abstimmen
Wenn dein Hobel im Stand sauber läuft, geht’s an den nächsten Schritt: die Hauptdüse abstimmen. Die Hauptdüse sitzt meist gut zugänglich unten in der Schwimmerkammer deines Vergasers. Um sie zu wechseln, musst du den Vergaser nicht komplett ausbauen — bei vielen Vergasern reicht es, die Schwimmerkammer zu öffnen.
Mit welcher Grösse anfangen?
Gerade wenn du keine Vergleichswerte hast, hilft dir eine einfache Faustformel: Multipliziere den Durchmesser deines Vergasers in mm ungefähr mit 5. Bei einem 12-mm-Vergaser kannst du also mit einer 60er Düse starten. Oder du rechnest über den Düsendurchmesser: Er sollte grob 0,05 mal so gross sein wie der Vergaserdurchmesser. Natürlich sind das nur grobe Anhaltspunkte — dein Setup entscheidet und meistens kommst du um das Ausprobieren nicht herum.
Hauptdüse wechseln: So geht’s Schritt für Schritt
Sorge dafür, dass deine Perle sicher steht, Benzinhahn zu, leg ein Tuch oder eine Schale unter den Vergaser — es kann Restbenzin auslaufen.
- Schraube die Schwimmerkammer vorsichtig ab. Die Hauptdüse sitzt meist mittig und ist gut erreichbar.
- Alte Düse mit Gefühl lösen, Nummer checken (sie gibt den Durchmesser in 1/100 mm an). Starte eher mit einer Nummer grösser, um Motorschäden zu vermeiden. Schraube die neue Düse behutsam ein, nur handfest anziehen.
- Schwimmerkammer gleichmässig festziehen, Dichtungen prüfen.
Testen & Feintuning
Lass den Motor warm laufen, dann geht’s auf die Testfahrt. Zieht dein Mofa gleichmässig hoch? Nimmt dein Töffli das Gas sauber an, ohne zu stottern? Schau dir danach die Zündkerze bzw. das Zündkerzenbild an:
- Rehbraun ist perfekt.
- Schwarz deutet auf ein zu fettes Gemisch hin.
- Hell oder weiss heisst: zu mager.
Falls es noch nicht passt, wechsel die Düse in kleinen Schritten — oft genügen 2 bis 3 Grössen Unterschied. Starte lieber etwas zu fett als zu mager, um den Motor zu schonen.
So stellst du die Düsennadel ein
Nicht jeder Mofa-Vergaser hat überhaupt eine Düsennadel. Manche Modelle regeln den Teillastbereich über die Hauptdüse und den Schieber. Hast du aber einen Vergaser mit Nadel, kannst du den mittleren Lastbereich viel genauer abstimmen. Die Einstellung läuft über den kleinen Sicherungsclip an der Nadel. Je nachdem, in welcher Kerbe du ihn einhängst, verändert sich, wie tief die Nadel im Düsenstock steckt.
- Hängst du den Clip weiter nach unten, sitzt die Nadel höher → es fliesst mehr Sprit → Gemisch wird fetter.
- Hängst du den Clip weiter nach oben, sitzt die Nadel tiefer → weniger Sprit → Gemisch wird magerer.
Am besten machst du das Schritt für Schritt: Position ändern, kurze Testrunde fahren, genau hinhören, wie dein Hobel bei halbem Gas zieht. Achtung: Beim Abstimmen immer nur eine Stufe verändern, sonst verlierst du den Überblick.
Woran erkennst du, dass das Abstimmen der Düsennadel passt?
- Dein Töffli zieht im mittleren Gasbereich sauber durch, ohne Verschlucken oder Loch.
- Keine Fehlzündungen, kein Ruckeln beim gleichmässigen Gasgeben.
- Kerzenbild: schön rehbraun – nicht schneeweiss (zu mager) oder russig schwarz (zu fett).
Wenn du nach ein paar Versuchen merkst, dass sich nichts verbessert, kann der Fehler auch woanders liegen – z. B. Nebenluft, falsche Hauptdüse oder ein verstopfter Vergaser.
Probefahrt nie vergessen und viel Erfolg beim Abstimmen!
Nach jeder Vergaser-Abstimmung geht’s raus auf die Strasse. Nur bei einer Probefahrt siehst du, ob dein Töffli in allen Lastbereichen sauber zieht. Achte dabei auf den Durchzug bei Vollgas, das Verhalten bei Teillast und beim Hochschalten. Höre genau hin: Stottert der Motor oben raus, ist die Düse zu klein. Dreht er nicht sauber hoch oder „säuft“ ab, könnte sie zu gross sein. Nach ein paar Kilometern checkst du das Zündkerzenbild: Es sollte schön rehbraun sein – nicht zu hell (zu mager), nicht zu schwarz (zu fett). Passt das? Super! Wir wünschen dir viel Erfolg beim Abstimmen und viel Spass auf deinen Ausfahrten.