Was das Peugeot 103 Töffli zu einem der erfolgreichsten Mofas machte

7 Okt. 2025

Ob in den Gassen von Lyon, auf den Landstrassen der Romandie oder vor vielen Schulen in Genf – das Peugeot 103 Vogue war mehr als nur ein Mofa, es war das Fortbewegungsmittel einer ganzen Jugendgeneration. Für viele ältere, aber auch für viel jüngere Töfflimeitli undTöfflibuebe verbindet sich mit diesem Hobel bis heute ein Stück Freiheit. Dänn s’Peugeot 103 het nid nume Kilometer gmacht, sondern Erinnerige fürs Läbe gschriebe. Genau drum luegemer i d’Gschicht und in die Technik vo dem Kult-Töffli.

Ein Bauzeitraum, der alle Rekorde sprengt

Als viele andere Töfflis längst vom Markt verschwunden waren, rollte das Peugeot 103 noch immer vom Band. 1971 als Nachfolger des Peugeot 102 vorgestellt, blieb es bis 2006 in Frankreich in Produktion und wurde danach sogar noch in China und Marokko weitergebaut – erst 2017 fiel endgültig der Vorhang. Fast ein halbes Jahrhundert Bauzeit, das schafft kein anderes Mofa. Selbst Dauerbrenner wie das Piaggio Ciao oder das Puch Maxi konnten da nicht mithalten. Diese lange Karriere war kein Zufall. Das 103 war robust, technisch einfach zu warten und so zeitlos gestaltet, dass es Generationen von Jugendlichen begeisterte. Über Jahrzehnte genügte es Peugeot, kleine Anpassungen vorzunehmen – das Grundkonzept war so stimmig, dass es immer wieder neue Käufer fand.

Peugeot_103_SPX-LC_1988_série_1_d’origine (2)

Von Jean-Noël Marchi — Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=157141708

Über 3 Millionen verkaufte Exemplare

Noch beeindruckender als die lange Bauzeit sind die Verkaufszahlen: Mehr als 3 Millionen Peugeot 103 Mofas wurden gebaut – damit ist es das meistverkaufte Mofa Europas. In Frankreich gehörte es über Jahrzehnte zum Strassenbild, ob auf dem Schulweg, vor den Cafés oder auf endlosen Landstrassen. Und auch in der Schweiz, besonders in der Romandie, war die Peugeot-Perle sehr beliebt. Seinen Erfolg verdankte der 103 Hobel nicht nur dem erschwinglichen Preis. Entscheidend war die Mischung aus Verlässlichkeit, einfacher Technik und einem Look, der nie wirklich aus der Mode kam. Während viele Hersteller ihre Modelle nach zehn Jahren einstellten, konnte man das 103 Mofa auch in den 90ern oder 2000ern in fast unveränderter Optik kaufen. Für viele hatte genau das einen besonderen Reiz: ein Mofa mit Retro-Charme, das trotzdem alltagstauglich blieb.

Motor Peugeot 103 MVL-SP, SPX Schweiz mit vario

Technik: Einfach, robust und mit Variator als Highlight

Ihre robuste Konstitution und die sprichwörtliche Zuverlässigkeit verdankt die Peugeot-Perle den Ingenieuren im französischen Mandeure, wo der französische Hersteller seit Jahrzehnten seine Zweiräder baute. Von Anfang an setzten sie auf eine solide Grundkonstruktion: ein langlebiger Zweitaktmotor, ein clever gelöstes Antriebssystem und Peugeot-Bauteile, die auch nach vielen Kilometern noch zuverlässig funktionierten.

Peugeot 103 Excalibur

Von SSX84 — Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=88739172

Ein Motor für Generationen

Angetrieben wurde die agile Perle aus Frankreich vom E1-Motor, einem robusten Zweitakt-Einzylinder, der sie über Jahrzehnte hinweg zum Synonym für Zuverlässigkeit machte. Diese Konstruktion war von Beginn an auf Langlebigkeit ausgelegt und bildete die Basis für unzählige Varianten des 103 Töfflis. Von den ersten luftgekühlten Ausführungen Anfang der 70er-Jahre mit rund 2 PS bis zu späteren Versionen mit über 3 PS blieb das Grundkonzept unverändert: solide, wartungsfreundlich und in der Praxis beinahe unverwüstlich.

Motorgehäuse Polini ohne Motorhalterung, Peugeot 103-104-105-GL10

Der Variator als echtes Alleinstellungsmerkmal

Ein echtes Highlight war der Variator, der Riemen- und Kettenantrieb kombinierte. Während viele andere Töfflis noch mit starrer Übersetzung unterwegs waren, passte dieses Mofa automatisch die Übersetzung an Drehzahl und Geschwindigkeit an. Das machte es spritzig, zuverlässig und sorgte für jede Menge Spass auf der Strasse.

Multivar Malossi Peugeot 103 SP-MVL / SPX Schweiz

Vom Pedalstart zum Kickstart

Jedes Töfflimeitli und jeder Töfflibuebe kennt diesen Moment: ein kurzer Tritt und dann das unverwechselbare Knattern, wenn der Zweitakter zum Leben erwacht. So war es natürlich auch beim Peugeot 103 Töffli, das in seinen frühen Jahren ganz klassisch über die Pedale gestartet wurde. Später, bei sportlicheren Varianten wie dem SPX oder RCX, hielt der Kickstart mit automatischem Dekompressor Einzug. Damit liess sich das 103 fast wie ein kleines Motorrad antreten – ein Extra, das besonders die junge Töfflimeitli und Töfflibuebe begeisterte.

Vergaser und Abgastechnik

Das 2-Takt-Gemisch erhielt die agile französische Perle anfangs durch den 12-mm-Durchlass eines Gurtner-Vergasers. Mit wachsender Motorleistung ging der französische Hersteller jedoch einen Schritt weiter: Vergaser mit grösserem Durchlass – teils bis 14 mm – hielten Einzug, und auch Dell’Orto-Modelle kamen zum Einsatz. Als die Umweltauflagen in den 80er- und 90er-Jahren strenger wurden, musste auch Peugeot reagieren. Das 103 Mofa erhielt in den späteren Baujahren eine Auspuffanlage mit Katalysator, der die unverbrannten Kohlenwasserstoffe im Abgas reduzierte. Ergänzt wurde er durch ein sogenanntes Anti-Pollution-System. Dabei handelte es sich nicht um eine klassische Abgasrückführung, wie man sie von Autos kennt, sondern um eine einfache Sekundärluftzufuhr. Über kleine Leitungen wurde Frischluft in den Auslassbereich eingespeist, wodurch die Abgase nachverbrannten und sauberer wurden.

Vergaser für Peugeot 103 SP SPX/RCX mit Kickstarter (Frankreich)

Wasserkühlung für die Spitzenmodelle

Ein besonderes Kapitel in der Geschichte des Töfflis schrieben die leistungsstärkeren Varianten, die ab Mitte der 1980er-Jahre auf den Markt kamen. 1985 lief das 103 SLC Mofa vom Band, das als erstes Serienmodell mit Wasserkühlung ausgestattet war. Während die Standardversionen mit klassischer Luftkühlung auskamen, profitierte das SLC von einem Kühler unter dem Tank und konnte so auch bei hohen Drehzahlen konstant Leistung bringen.

Kühler universal, Peugeot 103 SP, SPX, RCX

Das Kühlsystem arbeitete zunächst mit einem Thermosiphon-System ohne Pumpe, bei dem die Zirkulation des Wassers durch natürliche Konvektion erfolgte. Diese einfache, aber wirkungsvolle Technik reichte für die damaligen 2- bis 3-PS-Motoren völlig aus. Ende der 1980er-Jahre folgten sportlichere Varianten wie das SPX LC und das RCX LC, die ebenfalls mit Wasserkühlung ausgestattet waren und teilweise schon modernere Kreisläufe erhielten.

Optik & Ausstattung: stilvoll und funktional

Ein Grund für die anhaltende Beliebtheit der Peugeot-Perle stach schon beim ersten Blick ins Auge: die Optik. Schlank, elegant und unverwechselbar französisch – genau dieser Stil machte den Hobel zu einem echten Klassiker. In den 70er- und 80er-Jahren wirkte er modern und sportlich, und selbst Jahrzehnte später passte das 103 immer noch ins Strassenbild, ohne altmodisch zu erscheinen. Denn optisch blieb das Mofa über die Jahrzehnte frisch. Während frühe Modelle noch mit glänzenden Chromteilen ausgestattet waren, setzten spätere Ausführungen stärker auf kontrastfarbig lackierte Schutzbleche und Verkleidungen. Peugeot verstand es, den Look zu modernisieren, ohne das charakteristische Design des Töfflis aufzugeben. Neben dem Design punktete das 103 Mofa mit nützlichen Details. Der im Stahlrohrrahmen integrierte Tank fasste anfangs etwa 3,7 Liter Zweitaktgemisch, ab 1996 sogar 5 Liter – ein klarer Vorteil für längere Strecken ohne häufiges Nachtanken. Auch der Gepäckträger, der Beinschutz und der höhenverstellbare Mofasattel machten das Töffli alltagstauglich und komfortabel.

Peugeot-103-SP2-1988

Von Duke le palois — Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20848067

Peugeot-Töffli, ein Liebling der Massen, bis heute

Am Ende war es nie nur die robuste Technik oder die elegante Linie, die das Peugeot 103 Töffli so besonders machten. Es war dieses Gefühl von Freiheit, das man spürte, wenn der kleine Zweitakter zum Leben erwachte und die Strassen plötzlich ein Stück grösser wirkten. Für viele Töfflimeitli und  Töfflibuebe war das 103 das erste eigene Mofa – das Hödi, mit dem sie Unabhängigkeit gewannen und Freiheit spürten. Die Peugeot-Perle wurde geputzt, getunt, bei Bedarf wieder flottgemacht und sicher auch mal aufgrund eines Plattfusses verflucht, aber immer geliebt. Genau deswegen ist dieser Hobel für viele Töfflimeitli und Töfflibuebe eines der grössten Mofas aller Zeiten.

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Bildquelle Beitragsbild: Von Jean-Noël Marchi — Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=115310355

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