Vélosolex: Der Kult-Klassiker unter den Mofas
Wenn wir über echte Klassiker der Töffli-Welt sprechen, dürfen wir das Vélosolex auf keinen Fall vergessen. Dieses ikonische Mofa hat eine bewegte Geschichte und einen besonderen Platz in den Herzen vieler Mofa-Enthusiasten. Ob als praktisches Fortbewegungsmittel in der Nachkriegszeit oder als Kultobjekt in der modernen Mofa-Szene – das Solex hat seinen festen Platz in der Tuning-Welt und darüber hinaus.

Wie alles begann: Ein Blick in die Mofa-Geschichte
Die Geschichte des Vélosolex reicht zurück bis ins Jahr 1905, als die Gründer Maurice Goudard und Marcel Mennesson in Paris das Unternehmen Solex ins Leben riefen. Anfangs hatte die Firma nichts mit motorisierten Zweirädern zu tun – ihr Schwerpunkt lag auf der Entwicklung und Produktion von Vergasern. Doch wie so oft in der Technikgeschichte schlummerte in den Köpfen der Gründer eine Idee, die später die Welt der Zweiräder revolutionieren sollte.
Bereits 1917 meldete Marcel Mennesson ein Patent für ein Fahrrad mit Hilfsmotor an. Doch erst 1946, nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde diese Vision Wirklichkeit. In einer Zeit, in der Mobilität gefragt, aber Ressourcen knapp waren, präsentierte Solex das erste Vélosolex. Es war ein einfaches, robustes und günstiges Fortbewegungsmittel, das schnell viele Fans fand. Besonders in Frankreich wurde das Gefährt bald als Symbol für Freiheit und Mobilität gefeiert.
Renault und das Vélosolex: Eine ungewöhnliche Verbindung
Weniger bekannt, aber durchaus spannend ist die Verbindung zwischen dem Automobilhersteller Renault und dem Vélosolex. In den 1970er-Jahren übernahm Renault die Produktion des Kult-Töfflis und brachte damit frischen Wind in die Fertigung. Besonders während der Ölkrise erwies sich das Vélosolex als cleveres Mobilitätskonzept, da es sparsam, günstig und einfach zu warten war – perfekt für die Herausforderungen der damaligen Zeit. Renault modernisierte die Produktionslinien und sorgte dafür, dass das Vélosolex in großen Stückzahlen weitergebaut wurde. Auch wenn der Autobauer die Produktion später wieder abgab, bleibt die Rolle von Renault ein interessantes Kapitel in der Geschichte dieses Klassikers.
Der ikonische Frontantrieb: Technik mit Charme

Was das Vélosolex von anderen Mofas unterscheidet, ist zweifellos sein einzigartiger Frontantrieb. Hier kommt ein kleiner Einzylinder-Zweitaktmotor mit 45 cm3 und 0,4 PS zum Einsatz, der das Vorderrad über eine Reibrolle antreibt. Klingt simpel? Genau das war der Clou! Die Konstruktion war so unkompliziert, dass sie sich leicht warten ließ und nahezu unkaputtbar war.
Der Motor selbst wurde direkt über dem Vorderrad angebracht. Dadurch erhielt das Vélosolex nicht nur seinen unverwechselbaren Look, sondern auch jede Menge Spitznamen. In Deutschland nannte man es liebevoll den „Nasenwärmer“, während es in der Schweiz als „Christenverfolger“ bekannt wurde – eine augenzwinkernde Anspielung auf die langsame, aber unaufhaltsame Geschwindigkeit des Mofas. Diese liebevollen Bezeichnungen zeigen, wie sehr das Vélosolex die Fantasie und den Humor seiner Nutzer angeregt hat.
Die Erfolgsgeschichte nimmt Fahrt auf
Nachdem das erste Vélosolex 1946 vom Band rollte, dauerte es nicht lange, bis das Töffli weltweit zum Verkaufsschlager wurde. 1953 stellte Solex das Modell 330 vor, das mit einem auf 49 cm3 vergrößerten Motor und einer Leistung von 0,5 PS ausgestattet war. Die Nachfrage stieg rasant, und die Jahresproduktion überschritt erstmals die Marke von 100.000 Mofas – ein Meilenstein für das Unternehmen.
Bis zur Einstellung der Produktion im Jahr 1988 wurden weltweit über acht Millionen Vélosolex verkauft. Die Modelle eroberten nicht nur die Straßen Frankreichs, sondern fanden auch in anderen Ländern wie Deutschland, der Schweiz und den USA viele Anhänger. Ob als Arbeitsgefährt, Freizeitspaß oder schlichtes Fortbewegungsmittel – das Vélosolex passte in jede Lebenssituation.
Das Vélosolex 3800: Ein technisches Meisterwerk
Das wohl bekannteste Modell der Serie ist das Vélosolex 3800, das erstmals 1966 auf den Markt kam. Dieses Töffli verkörpert alles, was die Marke ausmacht: Einfachheit, Zuverlässigkeit und Kultfaktor. Hier ein paar Details zu den technischen Daten:
Merkmal | Spezifikation |
Motor | 49 cm3 Einzylinder |
Leistung | 0,5 PS bei 2.000 U/min |
Antrieb | Reibrolle auf Vorderrad |
Höchstgeschwindigkeit | ca. 30 km/h |
Verbrauch | ca. 1,5 l/100 km |
Tankinhalt | 1,4 Liter |
Mit diesen bescheidenen Leistungsdaten war das Vélosolex zwar kein Geschwindigkeitswunder, aber genau das trug zu seinem Charme bei. Es ging nicht darum, möglichst schnell von A nach B zu kommen, sondern den Weg zu genießen. Wer jemals mit einem Solex unterwegs war, weiß, was gemeint ist: der angenehme Zweitakt-Sound, der leichte Wind im Gesicht und das Gefühl von Freiheit.
Das Vélosolex heute: Restaurieren, fahren, tunen

Auch wenn die Produktion des Vélosolex vor über drei Jahrzehnten eingestellt wurde, ist das Töffli längst nicht in Vergessenheit geraten. Ganz im Gegenteil – für viele ist das es heute ein Sammlerstück und ein Liebhaberobjekt. Besonders in der Schweiz und in Deutschland gibt es zahlreiche Mofa- Enthusiasten, die alte Modelle originalgetreu restaurieren oder sogar mit modernen Tuning-Teilen aufrüsten.
Die Tuning-Szene hat natürlich auch das Vélosolex für sich entdeckt. Wer sagt, dass man mit 0,5 PS zufrieden sein muss? Hersteller wie der spanische Spezialist Airsal bieten beispielsweise Zylinderkits an, die die Leistung deutlich steigern. Mit einem 41-mm-Zylinderkit und der passenden Übersetzung wird das ehemals gemütliche Vélosolex zur Rennmaschine. Klar, Puristen mögen das vielleicht kritisch sehen, aber wer kann schon widerstehen, seinem Töffli ein paar zusätzliche km/h zu entlocken?
Warum das Vélosolex Kult ist
Was macht das Vélosolex so besonders? Es ist die Kombination aus Einfachheit, Nostalgie und Innovationsgeist, die dieses Töffli zu einem echten Klassiker macht. Es steht für eine Zeit, in der Mobilität noch etwas Besonderes war und jedes Gefährt seine eigene Geschichte erzählte. Mit seinem minimalistischen Design und der cleveren Technik hat das Vélosolex bewiesen, dass weniger oft mehr ist.
In einer Welt, die immer schneller und komplexer wird, bietet das Vélosolex einen willkommenen Kontrast. Es lädt dazu ein, das Tempo herauszunehmen, die Landschaft zu genießen und sich an den kleinen Dingen zu erfreuen. Und genau das macht es auch heute noch so relevant.
Abschlussgedanken: Ein Mofa für die Ewigkeit
Ob als originalgetreues Sammlerstück, als Basis für ein verrücktes Tuning-Projekt oder einfach als nostalgischer Alltagsbegleiter – das Vélosolex ist und bleibt ein zeitloser Klassiker unter den Mofas. Es verbindet Generationen von Töffli-Fans und zeigt, dass auch einfache Technik eine große Wirkung haben kann.
Für alle, die Lust auf ein Stück Zweiradgeschichte haben, ist das Vélosolex genau das Richtige. Und wer weiß? Vielleicht sehen wir bald noch mehr dieser charmanten „Nasenwärmer“ auf unseren Straßen – ob als restauriertes Original oder als getunte Rennmaschine. Eines ist sicher: Das Vélosolex bleibt unvergessen.
Unser Tipp für Tuning-Fans: Wenn du deinem Vélosolex etwas mehr Power verpassen willst, schau dir mal die Tuning-Teile von Herstellern wie Airsal an. Mit einem neuen Zylinder, einer optimierten Reibrolle oder einem leichteren Vergaser kannst du das Beste aus deinem Kult-Töffli herausholen. Aber vergiss nicht: Immer schön mit Liebe zum Detail!
